Sudan – weite Wüste und unendliche Savanne

600 Kilometer Offroad durch die Wüste liegen vor uns. Ohne Weg, ohne Fahrrinne, ohne jegliche Spur, einfach quer durch eine Wüste. Einfach quer durch eine Wüste? Die Fläche die wir durchfahren müssen, entspricht ungefähr der Ausdehnung Bremen – München. Wir machen uns keine Gedanken über Gefahren. Wir haben ja einen erfahrenen Guide – und der hat ein Navi.

Zunächst sind noch die Zollformalitäten zu erledigen: Wir benötigen fünf Stunden für die Ausreiseformalitäten aus Ägypten!!! – und dann noch mal zwei Stunden für die Grenz-formalitäten Sudan. Das ist sehr schnell und das auch nur weil wir einen sudanesischen Agenten haben, der für $ 390,- pro Fahrzeug und Paar die vielen Behördengänge für uns erledigt.

Dann wird noch voll getankt (150 Liter) und Geld gewechselt. Obwohl wir morgens schon um 5:30 aufgestanden sind, ist es 20 Uhr als wir in Wadi Haifa im Haus des Agenten ankommen. Seine Frau bewirtet uns mit köstlichem Kuchen und Tee. Um 21:30 erreichen wir dann unseren Lagerplatz am Rande der Wüste. Es ist saukalt. Wir beide wärmen uns gegenseitig in unserer Schlafkoje und unsere Decken tun das übrige (Gitte hat vorsichtshalber eine Wärmflasche mitgenommen), um in der Nacht nicht zu frieren.

Um 9 Uhr geht es los. Zunächst bekommen wir Order, den Luftdruck auf Wüstenfahrniveau abzulassen.

DSC_0143 - Kopie

Briefing morgens vor der Abfahrt

20160130_092707 - Kopie - Kopie

DSC_0203 - Kopie

20160130_084020

DSC_0021 (2) - Kopie - Kopie

Der Antrieb wird auf Vierrad umgeschaltet und dann geht es zunächst im ersten und zweiten Gang los. Um die erste Tagesetappe von 260 Kilometer zu erreichen müssen wir aber schneller fahren. Langsam steigert der Guide das Tempo und dann ist es wie ein Sinnesrausch: mit 80 km/h sausen wir über eine brettebene Sandfläche. Vor uns der Guide, links und rechts taucht neben uns ab und an einer unserer Mitreisenden auf,

20160129_102947

der im seinem Fahrzeug den gleichen Fahrspaß erlebt. Gitte macht Fotos und ich halte konzentriert das Lenkrad gerade.

Autsch – eine Bodenwelle habe ich übersehen. Das drei Tonnen schwere Gefährt steigt und fällt dann mit einem Krachen zurück. Gitte ist erschrocken und ich frage mich: ist jetzt unser Klo mitsamt Inhalt aus der Verankerung gerissen? Ja, es hat sich losgerissen, aber nur der obere Teil mit dem sauberen Spülwasser. Huch, Glück gehabt! Das mit den Bodenwellen, die man übersehen hat, passiert sicher noch vier, fünf mal und der Guide ermahnt mich später, doch bitte rechtzeitig anzubremsen, wenn ich nicht Gefahr laufen will, mein Auto zu ruinieren.

Zur Mittagsrast schaue ich nach: es ist nichts kaputt gegangen – nur der Müllbeutel und die Kosmetikutensilien liegen verstreut im Gang und die Toilette (15 Liter Frischwasser und 20 Liter Fäkalientank) muss mit einem Gurt fest verzurrt werden.

Die Weite der Wüste und das Durchfahren mit dem eigenen Fahrzeug ist eine Erfahrung, die wir beide nicht missen möchten. Immer wieder taucht eine Fata Morgana auf und gaukelt uns einen See in fünf Kilometer Entfernung vor.

DSC_0219_Bildgröße ändern - Kopie

Fata Morgana wie ein See zum Greifen nah

Nach einer Übernachtung mitten im Nowhere kommen am zweiten Tag alle Fahrzeuge ohne Panne und ohne Probleme in Karima an.

DSC_0535_Bildgröße ändern - Kopie

Wir besichtigen noch die nubischen Pyramiden bei Karima, die hier jedoch viel einfacher gebaut sind, als in Ägypten.

DSC_0242

 

DSC_0246_Bildgröße ändern - Kopie

Gestern 600 km Wüste – heute liegen 600 Kilometer Savanne vor uns. Während wir in der Wüste raumholend weit ausschweifend fahren konnten, sind wir jetzt in der Savanne meistens auf Fahrspuren begrenzt. Wir haben mittlerweile sudanesisch heiße Temperaturen erreicht und die Autos ziehen 100 Meter lange Staubfahnen nach sich.

Die Fahrspuren sind gut und Frank erhöht das Tempo auf 70 – 80 km/h. Freude kommt auf. Bei uns Fahrern stellt sich ein „Rallye-Paris-Dakar-Feeling“ ein – bei Gitte eher stilles Leiden! Dann ändert sich der Untergrund plötzlich. Hier hat es in der Regenzeit stark geregnet und im topfebenen Boden haben sich große schwarze Löcher gebildet: bis zu 50 cm breit und 30 cm tief. Wir kurbeln bei 60 km/h mit höchster Konzentration an unseren Lenkrädern, meistens gelingt es, aber manchmal auch nicht. Überstehen unsere Vorderradaufhängungen dieses Torturen? Ich denke an den Toyota Manger in Kapstadt. Er sagte: „A Toyota Hilux doesn’t need spareparts“.

Wir brechen morgens nach dem Briefing (Briefing: Tagesziel besprechen, zu fahrende Kilometer, Pistenverhältnisse, Pausen, Sehenswürdigkeiten, Ankunftszeit) jeweils um 9 Uhr auf. Zwei kurze Pausen zwischendurch und eine Stunde Mittagsrast.

DSC_0208

Uwe und Edith erschöpft in der Mittagspause

Diese nicht mehr benötigten Telefonmasten regen uns zum Lagerfeuermachen an.

Am nächsten Tag geht es weiter und gegen 17 Uhr erreichen wir heute unseren nächtlichen Rastplatz unterhalb eines mächtigen Felsen, als plötzlich ein Jeep auftaucht: großes Palaver: wir dürfen hier nicht stehen, angeblich wegen Schlangengefahr und wegen der Skorpione. Es gibt Telefonate, dann tauchen zwei Uniformierte auf. Ergebnis: wir werden mit Polizeibegleitung ins nächste Dorf geführt und müssen nach zwei Stunden Palaver vor dem „Stadthotel“ parken.

DSC_0048 (3) - Kopie

dürfen aber in unseren Autos schlafen und müssen nicht Bekanntschaft mit evtl. Ungeziefer machen. Gitte macht schnell noch eine Büchse Bohnensuppe auf und dann. Gute Nacht.

Am nächsten Morgen verlassen wir früh das Dorf:

Es ist eine eigenartige Stille im Dorf. Um 8 Uhr sind ein paar Kinder unterwegs, sonst ist niemand zu sehen. Naja, denken wir uns, die Menschen gehen ja auch nicht ins Büro oder sonst zur Arbeit. Felder können wegen der Dürre auch nicht bestellt werden. Was sollen die Einheimischen schon den ganzen Tag tun? Wir wissen es nicht. Aber am Abend waren sie noch sehr geschäftig und nach anfänglichem Misstrauen auch sehr freundlich.

Wir fahren an einsamen Dörfern mit Rundhütten vorbei. Leider können wir die Menschen im Dorf nicht fotografieren.

DSC_0573_Bildgröße ändern

DSC_0575_Bildgröße ändern

Über Funk plötzlich: „Peter an Frank bitte kommen“ Frank: „Ich höre“ Peter: „Ich habe ein Problem mit der Lenkung. Ich halte“. Wir halten alle. Peter schildert: „Das Lenkrad hat sich verstellt. Ich kann nur noch geradeaus fahren, wenn ich das Lenkrad stark nach links einschlage und ich kann nicht mehr richtig nach links einbiegen oder eine Kurve fahren. Unser Tourguide ist auch Techniker. Er weiß hier jedoch auf Anhieb keinen Rat. Er tippt auf einen Lenkgetriebeschaden. Wir fahren langsam weiter und telefonieren aus dem nächsten Ort mit der Landroverwerkstatt in Deutschland. Sie geben Instruktionen bzgl. Fehlersuche. Frank findet daraufhin den Fehler: Beide Kontermuttern der Lenkstange hatten sich gelöst!!! Offenbar waren sie beim letzten Service in Deutschland nicht ordnungsgemäß wieder angezogen worden und hatten sich während der Fahrt weiter gelöst.

DSC_24 - Kopie - Kopie

 

Wir hören den Stein von Peter und Renates Seele poltern: Lenkgetriebe aus Deutschland schicken, reparieren in Addis Abeba – Einbuße mindestens neun Urlaubstage und die Kosten! Nachdem die Schrauben angezogen wurden, lenkte sich das Auto wieder wunderbar.

DSC_0060 - Kopie

DSC_0083 - Kopie

In einem anderen Ort besichtigen wir weitere Zeugnisse der Vergangenheit. Natürlich sind wieder viele Einheimische dort die Kunsthandwerk anbieten  – und auch Kamelreiten. Gitte ist gleich mutig.

DSC_0033 - Kopie - Kopie

Kopie von DSC_0047_Bildgröße ändern

DSC_0051 (2) - Kopie

DSC_0044 (2) - Kopie

Weiter geht es. Wir wollen heute noch die Grenze erreichen.

DSC_0525_Bildgröße ändern - Kopie

DSC_0576_Bildgröße ändern

DSC_0551_Bildgröße ändern - Kopie

 

 

Am Abend erreichen wir spät die äthiopische Grenze

DSC_0091 - Kopie

Dieser Strick ist der Schlagbaum

.DSC_0094 - Kopie

DSC_0588_Bildgröße ändern

DSC_0599_Bildgröße ändern

DSC_0597_Bildgröße ändern

DSC_0078 (2) - Kopie

20160128_120242 - Kopie - Kopie

Die Zollabfertigung (drei Stunden) klappt noch, aber es ist zu spät zum Weiterfahren. Wir übernachten unter Polizeischutz am Ausgang des Ortes. Schade, der nächste Tag sollte in Gondar ein  Ruhetag werden. Jetzt gibt’s keinen Ruhetag mehr. Wir schimpfen über eine unrealistische Tagesplanung durch ORK. (sonst hatten wir aber bisher nichts weiter zu bemängeln)

4 Gedanken zu “Sudan – weite Wüste und unendliche Savanne

  1. Sensationell, ganz toll, freue mich schon auf weitere Berichte und mehr Fotos. Ich liebe die Wueste, wie gerne waere ich dabei… Gut zu wissen, dass alles glatt laeuft. Nun seid ihr schon in Nairobi und neue Abenteuer warten auf euch. Passt auf euch auf und ganz liebe Gruesse – Marion

    Like

  2. Hallo ihr Beiden
    wir freuen uns, dass es euch gut geht. Voller Spannung lese ich die Berichte und freue mich am Ende schon auf den nächsten. Toll, diese Erlebnisse nimmt euch keiner. Viel Glück und Gesundheit weiterhin. Ganz liebe Grüße von Peter und Uschi

    Like

  3. Papachen, du schreibst super!!! Liest sich ganz toll. Ich fahre förmlich mit. Bin ganz stolz auf dich und euch! Cooles Foto von dir mit verwegener Sonnenbrille 😃😘😘

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s