Von Alexandria nach Kairo

Zur vereinbarten Zeit holt uns ein Taxi in Kairo vom Hotel ab und bringt uns in drei Stunden nach Alexandria. Abends treffen wir auf unseren Guide und die anderen der Gruppe (siehe „die Crew“). Kurzes Briefing: Morgen früh um acht Uhr (nur) die Fahrer antreten zur Verzollung.

 

Am nächsten Morgen fahren wir mit einer Sammeltaxe zur Spedition: Pässe und Fahrzeugpapiere abgeben – und wir müssen für die Entladung und Verzollung jeder zusätzlich € 1.650 bezahlen. Dann geht es zum Zollamt: mindestens sechs Stempel benötigen wir und viermal muss ich in dasselbe Buch auf dieselbe Seite meine sämtlichen Vornamen schreiben: Wilhelm Heinrich, Max, Rudolf. Ägypten ist Bürokratieweltmeister! Dann geht es zu einer weiteren Behörde und um zwölf Uhr sind wir endlich fertig. Abschließend bekommen wir gesagt, dass insgesamt fünf Tage benötigt werden, um alle Formalitäten zu erledigen: neue Nummernschilder und neue arabische Fahrzeugpapiere anfertigen und die Autos müssen vom Hafen A 30 km in den Hafen B gefahren werden, weil bestimmte Formalitäten nur im Hafen B erfolgen können.

 

Was sollen wir in den fünf Tagen in Alexandria machen? Wir sind in einem 1902 erbauten und damals sehr luxuriösen Hotel untergebracht. Wir genießen den Charme der Jahrhundertwende. Alexandria hat Mythos und ist ein wahrer Schmelztiegel der Geschichte: Gegründet von Alexander dem Großen residierten hier Könige und Kleopatra beging in Alexandria Selbstmord. Um 1900 wurde die Stadt als die Perle des Mittelmeers bezeichnet, hier lebten viele Franzosen und Griechen und der Reichtum der Bewohner wurde in immer üppigeren Gebäuden zum Ausdruck gebracht. – Heute ist alles verkommen und vieles verfallen und überall ist entsetzlich viel Schmutz.

 

Die Menschen sind arm aber freundlich und in keiner Weise aufdringlich. Gitte und ich machen am Sonntag einen ausgedehnten Bummel mit einer Pferdekutsche zu der um ca. 800 erbauten Zitadelle, zu zwei Moscheen, vorbei an der Residenz des ehemaligen Königs Faruk und sind dann tief beeindruckt von dem 1964 entdeckten römischen Theater. Wir haben hier das erste Mal Berührung mit der alten ägyptischen Kultur.

 

Am Abend erhalten wir die überraschende Nachricht, dass unsere Autos schon komplett abgefertigt sind. Offenbar haben die € 1.650 doch etwas bewirkt. Wir holen die Fahrzeuge aus dem Hafen: sie sind unversehrt wie in Hamburg eingeschifft und offenbar nicht kontrolliert worden.

 

Wir genießen den Abend in einer herrlich kosmopolitischen Kneipe. Als wir um 11 Uhr durch die Altstadt zum Hotel gehen, kann ich mir diesen Ausspruch nicht verkneifen: „die Stadt hat nicht den Flair einer orientalischen Altstadt sondern den Charme einer Müllhalde“. Soviel Plastiktüten und Schmutz habe ich noch nie, auch nicht in Khaelitscha gesehen.

 

Am nächsten Morgen geht es zu Carrefour zum Einkaufen. 60 ltr. bestes Wasser erstehe ich für € 9,-. Auf dem Parkplatz haben wir bei aufkommenden Sandsturm mehrere Stunden Zeit um die Autos reisefertig zu machen und alles am richtigen Ort zu verstauen – oh Wunder es passt immer noch alles rein – nur der Luftdruck muss ein wenig erhöht werden.

 

Ich tanke noch: 140 ltr. Diesel für € 29,-! Das ist ja toll. Der Preis zeigt aber auch seine Schattenseiten als an einem kalten Morgen in der Wüste gleich drei unserer Autos keine Leistung mehr bringen.

 

Am nächsten Morgen geht es schon früh los nach Kairo. Das Fahren in Ägypten ist abenteuerlich, aber wir meistern es und die Kolonne von sechs Autos bleibt bis zur Ankunft zusammen.

 

Gefahren wird, wo Platz ist. Und auf den Straßen ist alles, was Räder oder Füße hat: Auto’s, Menschen, Reisebusse, Eselskarren, Lastwagen, Hunde, Tuk-Tuks, Pferde, Motorräder, Schafe, etc. Mit der Zeit verstehe ich dann auch die lokalen Verkehrsregeln, die ungefähr so lauten:

  • Das größere Fahrzeug hat Vortritt
  • Wenn zwei Fahrzeuge gleich groß sind, dann hat der frechere Fahrer Vortritt
  • Einmal oder mehrmals kurz Hupen: Ich bin rechts oder links neben dir und werde gleich überholen
  • Kurz zurückhupen: Quittieren (Habe gehört dass Du da bist)
  • Lang Hupen: Achtung Gefahr
  • Dauerhaftes Kurzhupen: Ich hab‘s eilig, mach mal Platz
  • Lichthupen: Achtung, ich überhole und benötige dazu auch deine Fahrbahn, also bitte verdrücke dich ganz an den Rand deiner Fahrbahn (oder auch mit zwei Rädern auf den Standstreifen)
  • Wiederholtes Lichthupen: Achtung, ich komme dir auf der falschen Seite entgegen und werde dich auch auf der falschen Seite kreuzen, also bitte weiche zur Mitte der Fahrbahn aus.

 

 

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Ein Altstadtbummel ohne etwas zu kaufen, macht keinen Spass

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Diese herrliche Kneipe finden wir in der Altstat und

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jedc Menge Müll

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Das römische Theater

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mit den wunderschönen Mosaiken entschädigen uns

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„Kaffeepause“ unterwegs

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Gizeh Pyramiden ante portas

7 Gedanken zu “Von Alexandria nach Kairo

  1. Ich danke Dir herzlich für deine lebendigen Berichte!
    Es ist fast so, als dürfte ich mit dabei sein!
    Weiterhin viel Glück, freude und magische Augenblicke!
    Wünscht euch eure Gabi

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  2. Ihr Lieben, seid Ihr wieder gesund? Soll ich Euch Medikamente irgend wohin schicken? Sudan klappt nicht, aber Äthiopien hab ich meine „Leute“ sitzen…Und immer wieder genügend Schmiergelder bereithalten. Das wird noch vermutlich viel fröhlicher…Die Polizeibegleitung durch das Gebirge, Gittchen schrieb davon, ist hier völlig normal und sogar vorgeschrieben!! Auch diese Kerle verlangen Knete…
    Bisher war der Strassenverkehr ja noch recht „normal“. In Addis werdet Ihr Eure allerhellste Freude haben und hier ist in der city ganz,ganz große Vorsicht geboten. Alle Fenster zu lassen!!Uns hat man Radkappen und Scheibenwischer an einer sogenannten Ampel in Windeseile geklaut.( in Berlin allerdings auch schon ) Keine Arme oder Hände aus dem Fenster halten!! Und geht nur ja dort nicht in den großen Bazar!!! ( der größte von Gesamtafrika !) Aber davor wird Euch Euer Führer auch warnen!! Ansonsten ist das Volk ausgesprochen lieb und neugierig auf alles Fremde. Tolles Land ( der Norden!!) Achtet hier mal auf die Strassenschilder – und Richtungsschilder… die gibt es nämlich gar nicht oder sie zeigen in die falsche Richtung… Gittchen, im Sudan immer brav angezogen herumlaufen und lass die großen Ohrringe weg…Aber das hat ja noch Zeit…
    Bis bald also und seid bitte ganz vorsichtig – gute Besserung Euch Beiden und…zieht Euch warm an, wenn es wieder so kalt wird. Hier scheint heute die Sonne wunderschön! Grüße aus der Heimat
    Gitta

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  3. Lieber Sammi, liebe Gitte, danke für den spannenden Einblick in eure abenteuerliche Reise. Wir fiebern mit euch und wünschen euch viele inspirierende Erlebnisse, Begegnungen von Herz zu Herz und eine robuste Gesundheit. Toi,toi,toi für die Slalomfahrten. Liebe Grüße Gela und Harm

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  4. Moin Ihr Lieben, Euer Bericht liest sich so spannend und detailliert, dass man das Gefühl hat auch dort zu sein. Die erste Etappe habt Ihr ja nun super gemeistert, wie schön, dass Ihr Euch alle gut versteht und der Guide kompetent. Wir freuen uns schon wieder auf den nächsten Bericht, hier in Kapstadt ist alles wunderbar, wir haben einen traumhaften , sehr warmen Sommer. Auf bald, wir umarmen Euch, Olaf & Iris

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  5. Wir freuen uns immer über Eure schönen , warmen Fotos, hier im kalten Schweden, obwohl wir uns über die Gefahren die dort bei Euch überall lauern, bewusst sind. Also berücksichtigt die vielen guten Ratschläge, besonders von Leuten, die sich dort auskennen.
    Eure Kiki und Heiner.

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