Ägyptische Hochkultur und Terrorismus

Der Veranstalter hat uns im besten Hotel direkt am Fuße der Pyramiden von Gizeh untergebracht. Wir sind gleich doppelt beeindruckt: von der Größe und schönen Schlichtheit der Pyramiden sowie der Vorstellung, dass vor ca. 4000 Jahren Handwerker mit nach unserer Vorstellung völlig unzureichenden Werkzeugen dies alles berechnet und geschaffen haben. Gleichzeitig sind wir betroffen von dem Frevel der Bebauung rund um die Pyramiden.

 

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Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten sind das letzte der sieben Weltwunder und gehören zu den ältesten Bauwerken der Menschheit. Der Bau der drei Pyramiden wirft wohl die meisten Fragen auf. Es gibt keinerlei Hinweise oder Aufzeichnungen zum Pyramidenbau. Auch ist vielen Forschern nach wie vor schleierhaft, wie die alten Ägypter solche Bauwerke mit ihrem damaligen Wissen bewältigen konnten.

DSC_0008 (2)_Bildgröße ändernDie Steinblöcke sind so genau geschlagen, dass gerade mal eine Rasierklinge dazwischen passen würde. Die perfekt ausgemessenen rechten Winkel könnten selbst mit modernen Messgeräten nicht genauer berechnet werden.

Wir beabsichtigen, die Pyramiden zu Fuß zu erkunden. Aber der Weg dorthin ist frustrierend: auf der direkten asphaltierten Straße zum Eingang fängt uns ein seriös aussehender Mensch ab: er zeigt uns seinen Dienstausweis und bedeutet uns den Weg links zu nehmen. Unsere Freunde vor uns wären auch diesen Weg gegangen, fügt er hinzu, als wir zögern. Also gehen wir. Wir kommen auf einen Parkplatz für Pferdegespanne und Kamele: Alles frei für € 40,-! Einen anderen Weg gibt es nicht. Wir steigen ein und dann setzt sich der Betrug fort. Wir werden durch die ganze Altstadt gefahren und vor dem kostenpflichtigen Eingang abgesetzt. Ich gebe dem Kutzscher nur ein Drittel des vereinbarten Preises und jage ihn fort. Jetzt endlich gehen wir zu Fuß zu den Pyramiden, aber wie die Schmeißfliegen heften sich Kameltreiber, Andenken-verkäufer und Führer an uns. Es ist sehr unangenehm.

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Abends nehmen wir an einer Lichtshow teil. Die Pyramiden und die Sphinx in unterschiedlicher Beleuchtung, untermalt mit mystischen Erklärungen vom Pharao persönlich: etwas kitschig aber eindrucksvoll.

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Wir sind überwältigt von der Hochkultur, die es damals gegeben hat. Ägypten gilt als die Wiege der Zivilisation. Nach den Gizeh-Pyramiden in der Nähe von Kairo besichtigen wir in Luxor im Tal der Könige das Grab Ramses VI.

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Eindrucksvolle Szenen tief im Berginneren im Grab Ramses IV.

Wir lassen uns mit einer Schaluppe über den Nil setzen, um zum Karnak Tempel zu gelangen.

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Kalip, der Bootseigner

 

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Den Karnak Tempel in Luxor kann man beschreiben, aber nur wenn man ihn betreten hat, bekommt man einen für immer prägenden Eindruck.

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Unglaublich schön muss die drei Kilometer lange Sphinxallee gewesen sein, die einst zum Karnak Tempel führte.

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Nicht zu fassen – die noch nicht freigelegten Zeugen einer 4000 Jahre alten Kultur

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Mit einer Kutsche lassen wir uns zum Eingang fahren

 

In Abu Simbel, unserer letzten Station in Ägypten nehmen wir uns zwei Stunden Zeit für den Tempel. Wir staunen, dass man schon vor 4000 Jahren weit entfernt von den anderen Kulturstätten solche schönen und edlen Abbildungen der damaligen Herrscherklasse vollbringen konnte.

DSC_0155_Bildgröße ändernVon Kairo fahren wir auf Nebenstraßen durch die Nilebene. Das Land ist sehr fruchtbar, die Menschen sind arm und überall ist es unvorstellbar schmutzig: Plastikmüll überall und im Nilkanal schwimmen tot Tiere.

Unser Ziel sind die Pyramiden von Sakkara, die ältesten in Ägypten.

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Vom Hochplateau können wir Pyramiden sehen, viele. Zwanzig? Fünfzig? Wir können sie nicht zählen, weil sie zu weit entfernt oder mit Sand bedeckt sind.

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Wir besichtigen die Tempelanlagen und sind fasziniert von den 4000 Jahre alten Wandbildern

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Wir kommen nur langsam voran. Das geplante Ziel, ein altes Kloster können wir nicht mehr erreichen. Frank biegt plötzlich links ab in ein völlig unwegsames Gelände. Wir fahren fünf Kilometer in die Wüste und zwischen hohen Felswänden parken wir die Autos: unsere erste Nacht outdoor mitten im Nirgendwo in der östlichen Wüste zwischen dem Nil und dem roten Meer.

 

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Gitte verwöhnt uns beiden mit Kalbsmedaillons, grünen Bohnen und Gnocchi. Es ist saukalt, 2 Grad. Wir bauen unsere Betten, lassen Strümpfe und Unterwäsche an, legen alle Decken übereinander und Gitte bekommt eine Wärmflasche. Wir frieren nicht und schlafen wunderbar. Leider meldet sich am nächsten Tag eine Erkältung an, erst bei mir, dann bei Gitte.

DSC_0062_Bildgröße ändernAm nächsten Morgen fahren wir zu einem mehrere 1000 Jahre alten Steinbruch. Hier können wir sehen, mit welcher Technik die riesigen Steinquader für die Pyramiden aus dem Berg gesprengt wurden: man meißelte wie auf dem Bild zu sehen, relativ kleine Löcher in den Fels, füllte die Vertiefung mit Holz, dass man mit Wasser zum Quellen brachte. Das quellende Holz entwickelte dann die notwendige Sprengkraft.

Vor unserem Reisebeginn hatten wir alles bestens vorbereitet und waren in freudiger Hochstimmung, aber ein Abenteuerfeeling war eigentlich nicht oder nicht mehr da. Das stellte sich bald wieder ein: in Ägypten ist Terrorismusgefahr allgegenwärtig.Überall ist Militärpräsens spürbar. Die strenggläubigen Mursi-Anhänger gegen die jetzt regierende Macht. Man hat das Gefühl von Bürgerkrieg. Mit nur wenigen Terroranschlägen und einigen toten Touristen pro Jahr ruinieren sie die Wirtschaft des Landes. Touristen bleiben weg. Tourismus ist jedoch eine der Haupteinnahmequellen des Landes bzw. der Menschen. Die Menschen leiden unter den fehlenden Touristen. Armut ist überall spürbar. Gleichwohl sind alle Ägypter, die wir gesprochen haben positiv zum neuen Regime eingestellt.

Am nächsten Morgen geht’s weiter über Hurghada an der Küste des Roten Meers entlang Richtung Süden. Die Genehmigungen zur geplanten Offroad Wüstendurchquerung wurden uns aus Sicherheitsgründen nicht erteilt. Also beschließen wir, eine weniger befahrene Straße von der Küste nach Luxor zu nehmen. An einer der üblichen Straßensperren wird uns jedoch gesagt, dass wir wegen Überfallgefahr die Straße nicht passieren dürfen.

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Also fahren wir 200 km zurück und nehmen die stark befahrene Straße von Hurghada durch die Wüste. Auch hier ist nach 100 km die freie Fahrt zu Ende und wir müssen mit sich abwechselnden Militärbegleitfahrzeuge die Fahrt fortsetzen.

Nach zwei weiteren Wüsten-Outdoor-Übernachtungen (ohne Angstgefühl)

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landen wir in Luxor und genießen ein wunderbares *****Hotel.

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Leider ist es wegen Touristenmangel leer. Wir verlassen über Assuan und Abu Simbel nach 2000 km Strecke Ägypten. Es ist alles gut verlaufen, die Gruppe ist harmonisch, aber wir haben ein mulmiges Gefühl bekommen. Die Reise durch Ägypten war nicht so easy wie gedacht und viele Unwägbarkeiten und auch Risiken liegen noch vor uns. Abenteuerreise? Ja vielleicht?!

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Dies ist die Visumvergabestelle in ASSUAN: Wir warten hier vier Stunden

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Mit der Fähre geht es über den Assuan Staudamm Richtung Sudan

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Noch ein freundlicher Händedruck von drei Einheimischen

8 Gedanken zu “Ägyptische Hochkultur und Terrorismus

  1. Beim Lesen und Betrachten eurer Fotos kommen unsere Erinnerungen wieder. Wir waren 1993 fuer 2 Wochen in Aegypten und waren sehr beeindruckt. Ich habe eben unser Fotoalbum wieder herausgesucht. Auch wir waren seinerzeit an allen von euch beschriebenen Orten. Auch damals gab es einen Anschlag kurz vor unserer Reise und viele Reisende haben storniert. So hatten wir damals das Glueck, fast ueberall alleine zu sein, mit nur ganz wenigen Touristen. Es war eine wundervolle Reise mit unvergesslichen Eindruecken. Leider scheint es heute nun nicht mehr so angenehm zu sein…

    Ich bin in Gedanken bei euch und freue mich schon auf euren weiteren Berichte. Alles Gute und passt auf euch auf.
    Marion

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  2. Vor ca. 10 Jahren konnte ich Ägypten kennenlernen, bis zum Staudamm. Es gab auch Kontrollpunkte, die Sicherheitslage scheint sich sehr verschlechtert zu haben. Die Menschen sind freundlich, aufdringlich geschäftstüchtig und mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. War mir nie sicher wie sie denken. Weiterhin alles Gute. Der Südsudan hats auch in sich.
    Liebe Grüße U. Kutzscher und Jens Kluge.

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  3. Interessanter Bericht und aussagekräftige Fotos, haben alles mit Neugier verschlungen !
    Auf Seite 85, im „The Times“ World Atlas, dann die Route verfolgt . Schön, dass Ihr noch eine lange Strecke vor Euch habt, sodass wir zu den vielen Wintersport-Ereignissen, die natürlich hier in Schweden, sowie in Norwegen und Finnland, das Hauptthema im TV sind, auch spannende Ablenkung durch Euch erfahren.
    Weiterhin toi, toi, toi , Eure Kiki und Heiner.

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  4. Hallöchen Ihr Beiden,
    die faszinierenden Stätten von Karnak, Luxor und Abu Simbel sind auch uns noch in lebhafter Erinnerung. Nur Ihr erlebt sie mit Sicherheit anders…..direkt und unvergesslich zum „Anfassen“.
    Weiterhin viel Freude und vor Allem gute Besserung (falls Ihr spezifische HNO-Fragen habt….
    immer zu Euren Diensten).
    Liebe Grüße
    Rolf und Mariele.

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  5. An all die Tempel kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Sie waren sehr beeindrucken. Leider habe ich die Pyramiden nicht besuchen können auf der Reise vor über 20 Jahren. Da war es sicher noch nicht so touristisch. Gute Reise Papachen und Gitte, Bussi Nette

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  6. Maren und ich waren 2001 in Agypten in allen Orten und Anlagen, wo ihr auch ward.
    Dann kam der Anschlag 9/11 und alle Agypter haben gejubelt ! Das werden wir nie vergessen.
    Gute Weiterreise und geht mal in Nairobi ins Carnivores Restaurant !!

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    • Liebe Maren, lieber Christian, Wir haben uns für einen Tag von der Truppe gelöst und genießen Luxus im Serena Hotel in Nairobi nach soviel Sand und Staub und Camperleben. Gestern Abend Valentines Dinner im Restaurant! Meine Gitte ist happy. Lb. Gr. Sammi

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